Guide zur Krankenversicherung für Selbstständige: Vor- und Nachteile von privaten und gesetzlichen Krankenkassen
Die Krankenversicherung ist eine der wichtigsten Sozialversicherungen – auch für Sologründer. Beim Start in deine Existenzgründung solltest du das Thema Krankenversicherung deshalb ernst nehmen.
Generell hast du fast immer die Wahl, ob du in deiner Selbstständigkeit gesetzlich oder privat versichert sein möchtest – je nach den Rahmenbedingungen können beide Optionen ihre Vor- und Nachteile haben.
Hier erfährst du mehr zur Krankenversicherung für Selbstständige, warum sie so wichtig ist und wie du die richtige auswählst.
Krankenversicherung für Selbstständige – die wichtigsten Fakten
- In Deutschland besteht eine generelle Krankenversicherungspflicht – grundsätzlich muss jeder Mensch irgendwie krankenversichert sein.
- Für die meisten Selbstständigen gilt die Versicherungsfreiheit: Sie dürfen selbst entscheiden, ob sie sich freiwillig gesetzlich versichern oder Mitglied bei einer privaten Krankenversicherung werden möchten.
- Bei der gesetzlichen Krankenkasse wird die Beitragshöhe anhand des Einkommens berechnet – bei privaten Versicherungen spielen dagegen Faktoren wie der gewählte Tarif, das Alter und der Gesundheitszustand eine Rolle.
- Die Beitragsbemessungsgrenze für die Berechnung des gesetzlichen Krankenkassenbeitrags liegt bei 66.150 Euro jährlich (5.512,50 Euro monatlich).
Versicherungspflicht
Selbstständige sind in Deutschland krankenversicherungspflichtig – du musst also zwingend Mitglied bei einer Krankenkasse sein.
Dabei entscheidest du grundsätzlich selbst, ob du als freiwilliges Mitglied bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sein möchtest oder dich privat versicherst, bist also versicherungsfrei.
Eine Krankenversicherung ist generell wichtig, um finanziellen Schwierigkeiten vorzubeugen. Medizinische Behandlungen sind teuer – wenn etwas passiert und du nicht versichert bist, stürzt dich das schnell in Schulden.
Eine Versicherung deckt dich in Schadensfällen ab und übernimmt die Kosten für die Behandlungen. Welche Leistungen dabei inklusive sind, ist bei den gesetzlichen Krankenkassen ziemlich streng vorgeschrieben. Bei den privaten dagegen kann dies je nach Anbieter und Tarif stark variieren.
Ausnahme Freiberufler
Für einige Freiberufler gilt eine besondere Regelung, was die Krankenversicherung angeht: Sie sind dazu verpflichtet, Mitglied bei der Künstlersozialkasse (KSK) zu werden.
Dies gilt laut dem Künstlersozialversicherungsgesetz für selbstständige Künstler und Publizisten; unter anderem gehören dazu auch Webdesigner, Grafikdesigner, Texter, Redakteure, Journalisten und Übersetzer. Eine Auflistung der Berufe gibt es bei der KSK.
Die KSK soll selbstständige Kreative bei ihren Sozialversicherungen unterstützen, nämlich den Kranken-, Renten- und Pflegeversicherungen. Mitglieder bezahlen nicht den vollen Beitrag, sondern bekommen von der KSK eine 50-prozentige Unterstützung – ähnlich also wie bei einem Angestelltenverhältnis.
Dabei bist du in der Regel bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert – Ausnahmen gibt es nur in zwei Fällen:
- Besserverdienende (über drei Jahre lang ein Verdienst von mindestens 73.800 Euro jährlich)
- Berufsanfänger in den ersten sechs Jahren – danach ist ein Wechsel in die GKV verpflichtend (außer du fällst dann in die Kategorie der Besserverdienenden)
Ob du als Freiberufler der KSK beitreten musst, erfährst du auf deren Webseite der KSK.
Was deckt eine Krankenversicherung ab?
Eine Krankenversicherung springt ein, wenn du Probleme mit deiner Gesundheit hast und etwa eine Behandlung von einem Arzt oder einen Aufenthalt im Krankenhaus benötigst.
Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) müssen sich dabei nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) Fünftes Buch (V) richten, in dem die Rahmenbedingungen für die zu erbringenden Leistungen festgelegt sind. Unter anderem gehören dazu:
- Früherkennung und Verhütung von Krankheiten, etwa durch Vorsorgeuntersuchungen
- Behandlung von Krankheiten
- Schwangerschaft und Mutterschaft
Arbeitsunfälle oder Berufskrankheiten müssen laut dem Gesetzestext ausdrücklich nicht versichert werden.
Anbieter privater Krankenversicherungen (PKV) entscheiden im Gegensatz dazu selbst, welche Leistungen in ihren Tarifen enthalten sind.
Hier ist es deshalb wichtig, Angebote zu vergleichen und die Konditionen im Detail durchzulesen. Viele PKV-Tarife bieten allerdings umfangreichere Optionen im Vergleich zu den gesetzlichen Kassen.
Gesetzliche vs. private Krankenversicherung – Unterschiede, Vor- und Nachteile
Da du als Selbstständiger unabhängig von deinem Einkommen die Wahl zwischen einer privaten und gesetzlichen Krankenversicherung hast, solltest du die Unterschiede sowie Vorteile und Nachteile beider Optionen kennen.
- Gesetzliche Krankenversicherungen enthalten in der Regel auch eine Pflegeversicherung und in manchen Fällen Krankengeld. Die Höhe der Beiträge ist dabei von deinem Einkommen abhängig und nach oben hin gedeckelt.
- Privatkrankenversicherungen hingegen sind um ein Vielfaches individueller und flexibler. Der Krankenkassenbeitrag richtet sich hier nicht nach dem Verdienst, sondern nach Faktoren wie dem Alter des Versicherten. Eine Pflegeversicherung ist in der Regel nicht inklusive, sondern muss separat hinzugebucht werden.
In der folgenden Tabelle findest du eine Übersicht über die Vor- und Nachteile der beiden Versicherungsoptionen:
Gesetzliche Krankenkasse | Private Krankenversicherung | |
Vorteile | Ehepartner und Kinder können kostenlos mitversichert werden Keine Vorleistung, i. d. R. muss nur die Karte vorgezeigt werden Beitragshöhe hängt ausschließlich vom Einkommen ab Maximalbeitrag besonders vorteilhaft für Besserverdienende | Mehr Leistungen verfügbar Teils bessere Behandlung, z. B. Einbett- statt Mehrbettzimmer Für jüngere Versicherte oft günstiger als gesetzliche Versicherungen Individuelle Wahlmöglichkeit dank verschiedener Tarife |
Nachteile | Oft weniger angebotene Leistungen als bei Privatversicherungen In manchen Fällen teurer | Vorerkrankungen und ein hohes Alter können Beiträge in die Höhe treiben Familienmitglieder sind nicht automatisch mitversichert Behandlungskosten müssen oft vorerst selbst bezahlt werden und werden erst im Nachhinein erstattet |
Wie viel kostet die Krankenversicherung für Selbstständige?
Die Beiträge für gesetzliche Krankenversicherungen liegen bei 14,6 Prozent (oder dem ermäßigten Satz ohne Krankengeldanspruch 14 Prozent), plus Zusatzbeitrag, der von Krankenkasse zu Krankenkasse variiert (etwa 2,5 Prozent).
Hinzu kommt außerdem der Beitragssatz zur Pflegeversicherung von 4,2 Prozent (mit Kindern weniger). In der Summe wären dies demnach rund 21,3 Prozent, die Selbstständige zahlen müssen, wenn sie gesetzlich krankenversichert sind.
Wie viel eine private Krankenversicherung kostet, lässt sich schwer allgemein sagen, weil so viele Faktoren hineinspielen. Vor allem für junge Versicherte fallen die Beiträge allerdings oft niedriger aus als bei gesetzlichen Versicherungen.
Beitrag berechnen – so geht es!
Der Preis für eine PKV richtet sich nach dem Alter und Gesundheitszustand des Versicherten, dem gewählten Tarif und eventuell weiteren Kriterien. Viele Versicherer bieten einen Rechner an, in den du deine Informationen eingeben, und so deinen zu erwartenden Beitrag berechnen lassen kannst.
Die endgültige Höhe deines Krankenkassenbeitrags erfährst du aber erst, nachdem du einen Antrag stellst und ein persönliches Angebot bekommst.
Wie viel eine gesetzliche Krankenversicherung kostet, kommt auf dein Einkommen an. Dabei zählt nicht dein Umsatz, sondern dein Gewinn. Zusätzlich zu den Einkünften aus deiner selbstständigen Tätigkeit werden außerdem Kapitalerträge sowie Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung hinzugerechnet – nicht aber Personalkosten und Abschreibungen.
Die Höchstgrenze, die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze, liegt bei 5.512,50 Euro monatlich. Ist dein Einkommen höher, fließt dies nicht in die Berechnung ein. Die Mindestgrenze entspricht 1.248,33 Euro (Mindesteinnahme) – verdienst du weniger, wird dein KV-Beitrag trotzdem anhand dieses Betrags berechnet.
Die gesetzlichen Krankenkassenbeiträge für freiwillig Versicherte werden für 12 Monate festgelegt. Grundlage für die Beitragsberechnung ist der letzte Einkommensteuerbescheid. Steigt dein Einkommen unerwarteterweise an, können Nachforderungen fällig werden.
Andersherum kannst du eine Erstattung bekommen, wenn deine Einkünfte geringer ausfallen als erwartet. Zudem hast du die Möglichkeit, einen Gewinneinbruch von mindestens 25 Prozent an die Krankenkasse zu melden – dann können Beiträge sofort gesenkt werden, damit du nicht in finanzielle Schwierigkeiten gerätst.
Bei Gründern werden die Beiträge vorläufig festgelegt, indem das Einkommen geschätzt wird. Sobald du deinen Einkommensteuerbescheid vorliegen hast, kannst du diesen als Nachweis nachreichen.
Dies muss innerhalb von drei Jahren geschehen – ansonsten wird der Höchstsatz zur Beitragsbemessung angewendet und du zahlst automatisch den Höchstbeitrag. Selbstständige, deren Einnahmen unter der Höchstgrenze liegen, sollten deshalb unbedingt ihren Bescheid einreichen, sobald sie diesen vom Finanzamt erhalten.
Angebot für die PKV berechnen lassen
[the_ad id=”12227″]3 Tipps, um als Selbstständiger die beste Krankenversicherung zu finden
Damit du als Selbstständiger die beste Krankenversicherung findest, egal ob gesetzlich oder privat, habe ich einige Tipps für dich parat:
- Vergleiche verschiedene Anbieter im Detail. Hole mehrere Angebote ein und vergleiche verschiedene Versicherer und Tarife. Lies dir die Konditionen unbedingt genau durch, um nichts Kleingedrucktes zu übersehen.
- Denke langfristig. Auch wenn eine private Versicherung aktuell ein verlockendes Angebot für dich sein kann: Oft steigen die Beiträge drastisch, je älter du wirst. Wäge deshalb ab, was langfristig die bessere Option für dich ist.
- Lass dich von einem unabhängigen Experten beraten. Finanzberater oder unabhängige Versicherungsmakler mit vielen verschiedenen Krankenversicherungen im Portfolio können dir professionelle Ratschläge geben, die auf deine individuelle Situation abgestimmt sind. Dies kann deine Entscheidung unterstützen.
Übrigens: In den meisten Fällen kannst du einen Teil deiner Krankenversicherungsbeiträge von der Steuer absetzen – frag am besten deinen Steuerberater, um den größten Mehrwert daraus zu ziehen!
Fazit: Krankenversicherung essenziell für Selbstständige
Wenn Selbstständige in die Existenzgründung starten, stehen sie vor der Wahl: freiwillig gesetzlich oder privat versichern?
Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile – welche sich für dich persönlich besser eignet, kommt auf deine individuellen Ansprüche und Voraussetzungen an.
Während private Versicherungen mit hervorragenden Leistungen punkten und für junge Versicherte oft günstiger sind, können sie im Alter mit viel höheren Beiträgen einhergehen als GKV.
Überleg dir deine Entscheidung gut: Die Rückkehr von der privaten zur gesetzlichen Krankenversicherung kann schwierig sein. Vergleiche verschiedene Angebote und denke dabei vor allem auch an deine Zukunft. Besonders im höheren Alter ist es extrem schwer, von der privaten zur gesetzlichen Krankenkasse zu wechseln.
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FAQ
Muss ich mich als Selbstständiger versichern?
Ja, in Deutschland gilt eine allgemeine Versicherungspflicht – du benötigst also auch als Selbstständiger eine Krankenversicherung. Dabei hast du jedoch, unabhängig von deinem Einkommen, die Wahl zwischen einer gesetzlichen und privaten Krankenversicherung.
Ist eine private oder gesetzliche Krankenversicherung besser?
Was sich für dich besser eignet, kommt auf deine individuellen Voraussetzungen an. Für junge, gesunde und alleinstehende Versicherte sind PKV manchmal vorteilhaft, da sie bessere Leistungen bei niedrigeren Beiträgen bieten. GKV bieten dagegen mehr Sicherheit und beispielsweise die Möglichkeit, bei einem Gewinneinbruch die Beiträge zu senken.
Was hat mein Einkommen mit der Beitragshöhe zu tun?
Bei der gesetzlichen Krankenversicherung wird der Krankenkassenbeitrag prozentual von deinem Verdienst errechnet. Je mehr du verdienst, desto mehr zahlst du deshalb grundsätzlich auch. Bei der GKV gibt es jedoch einen Deckel: Die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze liegt bei 66.150 Euro jährlich (5.512,50 Euro monatlich). Bei einer PKV spielt dein Verdienst in der Regel keine Rolle.
Wie viel kostet eine Krankenversicherung für Selbstständige?
Wie viel Geld du als Selbstständiger für eine Krankenversicherung einplanen solltest, kommt auf Faktoren wie dein Einkommen, den gewählten Anbieter und Tarif sowie eventuell weitere Punkte wie deine Anzahl an Kindern und die gewünschten Leistungen an. Die Beiträge in gesetzlichen KV liegen in der Regel bei über 21 Prozent deines Einkommens – die Pflegeversicherung ist hier inklusive.